Ein neues Buch berichtet nun darüber, wie 1901 der jüdische Zirkus Lorch mit einer hochpolitischen Show in Kulmbach gastiert. Statt der sonst gewohnten Attraktionen bringt das Unternehmen einen brandaktuellen Krieg in die Manege: nach Vorprogramm mit Pferden und Clowns zeigt man als die Hauptattraktion den Kolonialfeldzug der Engländer gegen die Buren in Südafrika, schonungslos vorgeführt in sieben Szenen. Die Szenen werden eindrucksvoll choreografiert: atemberaubende Kavallerie-Gefechte, Kampf Mann gegen Mann auf dem Pferderücken, Brandfackeln, die in Gehöfte geworfen werden, Zivilisten, die von Berittenen abgeschleppt werden, ein verwundeter Burengeneral, der auf seinem Pferd verblutet. Viele Zuschauer verlassen geschockt die Vorstellung, wie die Zeitungen damals berichteten. Die Show spaltet die Geister. Später, 1940, werden die meisten Mitglieder der Familie Lorch verhaftet und nach Auschwitz deportiert.
Der Geschichtsforscher Wolfgang Roth aus Eschollbrücken hat für seine "Spurensuche zu einem jüdischen Zirkus-Unternehmen", so der Buchtitel, viele Mosaiksteine - zeitgenössische Quellen, Inserate, Tourneeprogramme, Zeitungsberichte, Bilder - zusammengetragen. "Entstanden ist das Porträt eines außergewöhnlichen Zirkus", findet das Portal
inFranken. Das Hardcover-Buch im Format DIN A4 hat 248 Seiten und ist ab sofort in verschiedenen Geschäften in Eschollbrücken und Pfungstadt zum Preis von 20 Euro erhältlich.